Internationale Fachkräfte können Zahnarztpraxen und Dentallabore nachhaltig stärken.

Internationale Fachkräfte in der Zahnmedizin: So gelingt erfolgreiche Anwerbung für Praxen und Dentallabore

Der Fachkräftemangel im Dentalbereich ist längst Realität. In vielen Zahnarztpraxen bleiben Behandlungszimmer leer, weil Assistenzpersonal fehlt. Dentallabore kämpfen mit langen Wartezeiten, weil qualifizierte Zahntechnikerinnen Mangelware sind. Immer mehr Arbeitgeberinnen blicken deshalb über die Landesgrenzen hinaus und setzen auf die gezielte Anwerbung ausländischer Fachkräfte.
Doch wie läuft das eigentlich ab – und worauf sollten Praxisinhaber*innen achten?

Warum internationale Fachkräfte eine echte Chance sind

In vielen Ländern genießen dentale Berufe ein hohes Ansehen. Besonders in Osteuropa, Nordafrika oder Südostasien sind Ausbildungen in der Zahntechnik praxisnah und technisch fortschrittlich. Wer dort rekrutiert, gewinnt Mitarbeitende mit solidem Know-how, Lernbereitschaft und kultureller Vielfalt.

Für Bewerber*innen aus dem Ausland bietet Deutschland im Gegenzug Sicherheit, moderne Ausstattung und Aufstiegsmöglichkeiten. Wichtig ist, dass beide Seiten gut vorbereitet sind – dann profitieren sowohl Zahnlabor als auch Praxis langfristig.

Ausbildungsstandards vergleichen

Die Ausbildung in der Zahnmedizin unterscheidet sich international deutlich. Während Zahntechniker*innen in Deutschland eine dreieinhalbjährige duale Ausbildung absolvieren, sind Programme im Ausland oft schulisch organisiert. Praxisanteile und Schwerpunkte variieren stark.

Die Gleichwertigkeit wird über das Portal Anerkennung in Deutschland geprüft. Zuständig sind meist die Handwerkskammern oder Landesbehörden. Je nach Ergebnis kann eine Teil- oder Vollanerkennung erfolgen. Falls Inhalte fehlen, sind Anpassungsmaßnahmen oder Kenntnisprüfungen nötig.

Ein Beispiel: Fachkräfte von den Philippinen oder aus Jordanien bringen häufig hervorragende handwerkliche Fertigkeiten mit, benötigen aber Zusatznachweise in Werkstoffkunde oder Prothetik. Frühzeitige Anerkennungsverfahren verhindern Verzögerungen im Rekrutierungsprozess.

Sprachkenntnisse: Basis für Sicherheit und Vertrauen

Kommunikation ist in der Zahnmedizin entscheidend – sowohl mit Patient*innen als auch im Team. Für patientennahe Tätigkeiten gilt in der Regel das Sprachniveau B2 als Mindeststandard. In Dentallaboren reicht häufig A2 oder B1 zum Einstieg, wenn begleitende Sprachförderung geplant ist.

Praxen und Labore, die Sprachkurse aktiv unterstützen, profitieren doppelt: Mitarbeitende integrieren sich schneller, und Missverständnisse im Arbeitsalltag lassen sich vermeiden. Förderprogramme der Agentur für Arbeit oder regionale Bildungsanbieter können hier finanziell unterstützen.

Visum & Aufenthalt: Schritt für Schritt zum Arbeitsstart

Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz erleichtert seit 2020 die Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte. Der Ablauf gliedert sich meist in vier Etappen:

  1. Anerkennung der Qualifikation über die zuständige Kammer.
  2. Arbeitsvertrag oder Vorvertrag mit einer Praxis oder einem Zahnlabor.
  3. Visumantrag bei der deutschen Botschaft (inkl. Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit).
  4. Einreise und Arbeitsaufnahme, ggf. mit begleitender Anpassungsqualifizierung.

Tipp: Das beschleunigte Fachkräfteverfahren (§81a AufenthG) kann über die Ausländerbehörde beantragt werden und verkürzt den Prozess erheblich. Informationen bietet die Plattform Make it in Germany.

Praxisbeispiel: Ein Zahnlabor setzt auf Fachkräfte von den Philippinen

Ein bayerisches Dentallabor rekrutierte 2023 gezielt Zahntechnikerinnen von den Philippinen. Die Bewerberinnen verfügten über eine dreijährige Ausbildung und solide Erfahrung in CAD/CAM-Technik.

Mit Unterstützung der Handwerkskammer wurde eine Teilanerkennung ausgesprochen. Parallel organisierte das Labor Sprachkurse und ein Mentoringprogramm. Nach sechs Monaten erhielten alle Fachkräfte die volle Anerkennung und arbeiten heute fest im Betrieb.
Das Ergebnis: stabile Teams, geringere Fluktuation und messbar höhere Zufriedenheit bei Kund*innen.

Rechtliche Rahmenbedingungen: Sicherheit für beide Seiten

Im Gesundheitswesen gelten klare Vorschriften. Für Zahnärztinnen ist die Approbation erforderlich, für Zahntechnikerinnen und zahnmedizinisches Fachpersonal die Anerkennung der Berufsausbildung.
Ohne gültige Anerkennung dürfen viele Tätigkeiten nicht ausgeführt werden – hier drohen Bußgelder.

Auch Arbeitsrecht, Sozialversicherung und Mindestlohn sind strikt einzuhalten. Empfehlenswert ist ein klarer, zweisprachiger Arbeitsvertrag, der Aufgaben, Vergütung und Weiterbildungsmöglichkeiten verständlich regelt.

Checkliste: Internationale Fachkräfte erfolgreich integrieren

✅ 1. Bedarf analysieren: Welche Positionen eignen sich für internationale Rekrutierung?
✅ 2. Qualifikation prüfen: anabin.de und Anerkennung-in-Deutschland nutzen.
✅ 3. Sprachförderung planen: Kurse vor Ort oder digital kombinieren.
✅ 4. Rechtliche Abläufe kennen: Visum, Anerkennung, Arbeitsvertrag.
✅ 5. Integration fördern: Mentor*innen, Feedback, Weiterbildung.
✅ 6. Netzwerke nutzen: Kammern, AHKs, ProRecognition-Programme.


Fazit: Global rekrutieren – lokal profitieren

Die Anwerbung internationaler Fachkräfte ist im Dentalbereich keine Notlösung, sondern eine Zukunftsstrategie. Zahnarztpraxen und Dentallabore, die Vielfalt aktiv fördern, sichern sich qualifiziertes Personal und stärken zugleich ihre Arbeitgebermarke.

Mit Struktur, Geduld und echter Willkommenskultur kann internationale Rekrutierung zu einer Win-win-Situation werden – für Unternehmen, Mitarbeitende und Patient*innen gleichermaßen.